Gedenkveranstaltung „Krankenmorde“ in Osnabrück

13. Oktober 2016

    Ausgegrenzt, stigmatisiert, ermordet

    Mit einem Gedenkmarsch zum ehemaligen Landeskrankenhaus in Osnabrück erinnerten Mitglieder der VVN-BdA und Gewerkschaftsmitglieder am 25. September an die Ermordung von geistig und körperlich Kranken in der Zeit der faschistischen Herrschaft in Deutschland. Die GEW-Kreisvorsitzende Astrid Müller trug beispielhaft deutsche Gerichtsurteile vor, um aufzuzeigen, dass Herabwürdigung, Aussonderung und Erniedrigung noch immer den Umgang mit behinderten Menschen prägen. Die musikalische Begleitung übernahm der Gewerkschaftschor „Roter Akkord“.

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    Auf dem Gelände, auf dem auch heute eine vom Schweizer Ameos-Konzern betriebene Psychiatrie angesiedelt ist, wurden vor elf Jahren zwei Stelen als Mahnmal aufgestellt. „Ich bin ausgegrenzt, stigmatisiert, zwangssterilisiert, ermordet und vergessen“ lautet ein Teil der Inschrift. Um das Vergessen nicht zuzulassen, erinnerte die Kreisvorsitzende der VVN-BdA, Eveline Wefer-Kamali, an die Ziele der „Rassenhygiene“ und der „Leistungsmedizin“, die von einem messbaren Wert menschlichen Lebens ausgingen und bei deutschen Ärzten durchaus positiv aufgenommen worden seien.

    Und in Osnabrück? Hier wurden am 21. September 1940 8 jüdische Patienten heimlich abgeholt und in die Zwischenanstalt Wunstorf gebracht. 6 Tage später, am 27. September deportierte man sie in einem Sammeltransport in das Alte Zuchthaus Brandenburg. Dort wurden sie in der Gaskammer ermordet. Im April 1941 wurden 92 Frauen und 156 Männer zunächst nach Eichberg (in der Nähe von Wiesbaden) und später nach Hadamar (in Hessen bei Limburg) deportiert. Diese Menschen kehrten nie wieder zurück. Sie wurden in Gaskammern ermordet.

    Eine ähnliche Aktion gab es 1944, als ausländische Anstaltspatienten aus Norddeutschland in der Anstalt Lüneburg zusammengeführt und ebenfalls einer Tötungsstätte überstellt wurden. Unter den 60 Opfern befanden sich auch Opfer aus Osnabrück: Im Aufnahmebuch der Anstalt Lüneburg sind mindestens 4 „Ostarbeiter“ erwähnt.

    Neben diesen Opfern der „T4-Aktion“ („T 4“ steht für die Euthansie-Zentrale in der Tiergartenstraße in Berlin-Mitte) gibt es mindestens 13 geistig und körperlich behinderte Kinder aus Osnabrück und Umgebung, die Opfer der Patiententötungen wurden.