Zu unserer Veranstaltung „Nazis raus aus der Ostkurve“
22. März 2018
Unsere Ankündigung der Veranstaltung „Nazis raus aus der Ostkurve“ war irreführend. Nein, es gibt derzeit kein Problem mit offen auftretenden Nazis unter den Fans des VFL Osnabrück. Dass dies so ist, haben wir engagierten VFL-Fans (Ultras) zu verdanken, die in- und außerhalb des Stadions entschlossen gegen Rassismus auftreten.
Das war nicht immer so. Ende der 1990er hatte der VFL ein Problem mit Nazi-Skins. Sie entschieden mitunter darüber, wer zur Ostkurve dazugehörte und wer nicht. Unser Referent schilderte, wie er sich gezwungen sah, auf die Nordtribüne auszuweichen, weil ihm und anderen Prügel angedroht wurden. Ein Angriff von Nazis aus Osnabrück und Braunschweig vor dem Stadion machte jedoch deutlich, dass aus- und zurückweichen keine dauerhafte Option ist. Um Rassismus und Gewalt in der Fankurve ein Ende zu setzen, mussten die Nazis raus aus der Ostkurve. Dass dies so bleibt, ist nicht selbstverständlich – es ist eine anhaltende Aufgabe, der sich VFL-Fans stellen.
Kritik gab es auf unserer Veranstaltung aber nicht nur am Titel unserer Ankündigung. So berichtet die „Neue Osnabrücker Zeitung“ (NOZ) zwar ausführlich über angebliche „Fan-Gewalt“ und das Auftreten der Ultras des VFL (zuletzt beim Spiel gegen SV Meppen), berichtet aber nicht über den VFL-Sponsoren und Rechtsanwalt Frohnecke. Laut Veranstaltungsteilnehmern verbreitet Frohnecke rassistische Propaganda über seinen Facebook-Account. Die NOZ habe Frohnecke sogar ein Forum geboten, um seine rechte Gesinnung zu relativieren (siehe: „Ich stehe zu meiner Vergangenheit“ NOZ vom 14.11.2009). Frohnecke bekennt sich demnach zu seiner früheren Arbeit im Bundesvorstand der rechten Partei „Bund Freier Bürger“ und zur Mitgliedschaft in der Osnabrücker Burschenschaft Arkadia-Mittweida, die lokal vor allem durch das Singen des „Horst-Wessel-Liedes“ Schlagzeilen machte.
Zur Frage, warum die NOZ nicht über Frohnecke berichte, äußerte sich der anwesende Kollege der NOZ-Sportredaktion zurückhaltend. Die Frage stand im Raum, wie das VFL-Präsidium glaubwürdig für Toleranz und gegen Rassismus werben könne, wenn man gleichzeitig jemanden wie Frohnecke auf den Business-Seats sitzen lasse und mit ihnen auf ein Glas Champagner anstoße. Frohnecke kandidierte sogar für ein Amt im Präsidium des VFL. Derzeit ist „Rechtsanwälte Dr. Frohnecke & Partner“ Sponsor und gehört zum „Club Lila-Weiss“ (http://www.vfl.de/vermarktung/sponsorenpyramide.html, letzter Aufruf am 19.3.18).
VVN-BdA Osnabrück
Zum „Bund freier Bürger“ siehe auch: https://www.nadir.org/nadir/periodika/anarcho_randalia/br_sn/brsn.htm